Sportentwicklung Runder Tisch des Sports kehrt zurück

Olympionikin Meike Freitag während ihres Vortrags zum Thema Schwimmen    Bild: Steffen Engesser
Olympionikin Meike Freitag während ihres Vortrags zum Thema Schwimmen Bild: Steffen Engesser

Im Georg-Büchner-Saal des Landratsamts Groß-Gerau ist der Runde Tisch des Sports wieder ins Leben gerufen worden. Das Austauschforum zwischen dem Sportkreis und den Kommunalpolitikern, das bereits in der Vergangenheit fester Bestandteil im Kreis Groß-Gerau war, soll nun wieder regelmäßig stattfinden und sich in halbjährlichen bis jährlichen Runden einem ausgewählten Thema widmen.

Mit Blick auf die vielen Badeunfälle im Rhein in den vergangenen Jahren sowie die weiterhin unzureichende Schwimmförderung fiel die Wahl auf das Fokusthema "Schwimmen" für die Auftaktveranstaltung. Dabei konnten mit der Olympionikin und ehemaligen Schwimmerin der deutschen Nationalmannschaft Meike Freitag, die heute als Leiterin des Referats "Integration und Prävention im Sport" des Hessischen Sportministeriums aktiv ist, sowie dem Vizepräsidenten Breitensport und Sportentwicklung des Hessischen Schwimmverbandes Axel Dietrich gleich zwei fachkundige Gastredner gewonnen werden. Der Fachdienstleiter Kultur, Sport und Ehrenamt des Kreises Groß-Gerau, Jochen Melchior, ergänzte die Runde mit seiner kreisinternen Perspektive.

Zu Beginn erläuterte Meike Freitag in einer Präsentation die Relevanz des Themas Schwimmens. Laut einer aktuellen Umfrage sind 6 von 10 Kindern keine sicheren Schwimmer. Allerdings gibt es auch bei Erwachsenen teilweise Defizite beim Schwimmen. Im Jahr 2022 sind mindestens 355 Menschen in Deutschland ertrunken, 56 mehr als im Vorjahr. Bei den 41-50-Jährigen hat sich die Zahl der Opfer sogar verdoppelt. Auch sind 20 Kinder im Vor- und Grundschulalter aufgrund unzureichender Schwimmfähigkeiten ums Leben gekommen. Daher appellierte Freitag, dass eine bessere Schwimmausbildung Leben retten kann. Zusätzlich betonte die Olympionikin auch die weiteren gesundheitlichen Vorteile des Schwimmens, wie die Kräftigung geschwächter Muskeln, verbesserte Kontrolle der Atmung sowie positive Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem, die Lunge und die Psyche. Außerdem hilft Schwimmen bei der Schulung kognitiver Fähigkeiten und der Sozialisation von Kindern.

Jochen Melchior erklärte, was im Kreis Groß-Gerau bisher unternommen wurde, um die Problematik anzugehen. Mit Warnschildern, die vor der Gefahr des Schwimmens im Rhein warnen, wurde bereits eine Aufklärungskampagne gestartet, die auch Flyer in Schulen beinhaltet. Auch gibt es bereits einen IKZ-Auftrag, der sich mit der Hallenbedarfsplanung auseinandersetzt. Dabei wurden die fehlenden Wasserflächen und ein Mangel an Ausbildungspersonal als zentrale Problemfelder ermittelt und verschiedene Förderprogramme gestartet sowie Empfehlungen für den weiteren Planungsprozess herausgearbeitet.

In der finalen Präsentation des Abends sprach sich Axel Dietrich noch einmal für die Wichtigkeit von Schwimmbädern und deren vielfältige Nutzungsmöglichkeiten aus. Für ihn ist das Schwimmbad ein Ort des Lernens, aber auch der Begegnung und der Inklusion. Auch im Gesundheitsbereich, insbesondere im Rehabilitationsport, spielen Schwimmbäder eine wichtige Rolle. Seinen Vortrag schloss er mit den Worten: "Lassen Sie uns gemeinsam an einer Schwimmbadkonzeption arbeiten" und leitete damit direkt in die anschließende Diskussionsrunde ein.

Während dieser Diskussion kamen unter anderem die Bürgermeister Peter Burger (Gernsheim), Marcus Kretschmann (Riedstadt), Thomas Raschel (Stockstadt) und Marcus Merkel (Büttelborn) zu Wort, ebenso wie Anette Tettenborn von der Sportsamtsleitung Rüsselsheim, Eszter Füzéki von der Kreisvolkshochschule Groß-Gerau, die Schulsportkoordinatorin Ute Schumann und der Fachgruppenleiter für Kultur in Riedstadt, Marco Hardy. Dabei wurde das Problem des fehlenden Hallenbades im Südkreis sowie die schwierige Finanzierung angesprochen. Erste Lösungsvorschläge wurden bereits diskutiert, darunter eine potenzielle Umlagefinanzierung für ein neues Bad oder die Implementierung von Schwimmbahnen zur Optimierung der Nutzung vorhandener Schwimmflächen. Auch sollen die Öffnungszeiten der Schwimmbäder überprüft und gegebenenfalls für Schulen angepasst werden. Zum Abschluss wies Jochen Melchior noch auf die Problematik hin, dass "Sport" zwar ein Staatsziel in der hessischen Verfassung sei, aber auch eine freiwillige Leistung der Kommunen. Obwohl der Bau eines neuen Schwimmbads im Südkreis weiterhin erwogen werde, sei es auch wichtig, zusätzliche Zeiten für Schwimmkurse in den bestehenden Schwimmbädern sicherzustellen. Insbesondere müsse der durch Corona ausgefallene Schwimmunterricht schnellstmöglich nachgeholt werden. Da sich die Bäder im Kreis Groß-Gerau in kommunaler Trägerschaft befinden, liege es im Zuständigkeitsbereich der Kommunen, weitere Zeiten freizugeben. Daher legte er den anwesenden Kommunalvertretern zum Abschluss noch einmal nahe, sich mit den Schulen in Verbindung zu setzen, um die Planung der Schwimmzeiten zu verbessern.

Im Rahmen der Veranstaltung kam es ebenfalls zu einem Interview mit Landrat Thomas Will. Dieses sowie weitere Eindrücke des Abends finden Sie hier.

Jonas Dietz
Verantwortlich für diesen Inhalt: Sportkreis Groß-Gerau


X