Sportabzeichen 50. Mal das Goldene Sportabzeichen
Genau so oft hat der 88-Jährige die goldene Ausführung des Abzeichens in seinem Leben bereits verliehen bekommen. Ohne Unterbrechung hat er seit 1975 Jahr für Jahr die höchste DOSB-Auszeichnung abseits des Wettkampfsports absolviert, ging zu den Abnahmeterminen auf der Hessenkampfbahn oder dem Sportplatz in Heiligenrode und reichte Ergebnisse verschiedener Wettkämpfe ein. In diesem Jahr legte er die Prüfung erneut ab – und macht nach dem 50. Mal nun Schluss.
Auf seinen Antrieb hinter seiner beeindruckenden Serie angesprochen, fallen Kling gleich zwei bedeutende Gründe ein. „Zum einen hat mich irgendwann ein gewisser Ehrgeiz gepackt, die Reihe über einen längeren Zeitraum fortzuführen“, erklärt er. „Zum anderen kann ich mir so regelmäßig bestätigen, dass ich immer noch fit bin.“ Früher blieb er das vor allem durch leidenschaftliches Bergsteigen und Klettern: Sieben Viertausend-Meter-Gipfel hat Kling in den Alpen über die Jahre bestiegen. Am liebsten hielt er sich am Dachstein in Österreich auf – seiner „zweiten Heimat“, wie er die Berge rund um Ramsau hörbar beeindruckt bezeichnet. Heute zieht es ihn ein- bis zweimal im Jahr zum Bergwandern in die Alpen.
Mit seiner Begeisterung für das Turnen hat Kling in verschiedenen Ecken von Kassel, Deutschland und Österreich Spuren hinterlassen. Der ehemalige Gymnasiallehrer und Studiendirektor der Albert-Schweitzer-Schule hatte über die Jahrzehnte zahlreiche Führungspositionen inne. Er bewegte die Dinge unter anderem als Bundeskultur- und Bundespressewart des Deutschen Turnerbundes und Präsident der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft.
Abseits der Abnahmetermine erbrachte Kling seine Leistungen in den Bereichen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination bei Wettkämpfen in ganz Deutschland und Österreich. Gerne nahm er dafür am Turngaufest in Wien und am Sensenstein-Bergfest teil, das der Turngau Nordhessen jährlich veranstaltet. Mit einem Schmunzeln erinnert sich Kling auch an eine Prüfung vor 25 Jahren, bei der er aufgrund einer Knieverletzung auf Sprungübungen verzichten musste. Als Alternative stieg er für ganze 200 Meter aufs Rad.
Und nun steht Kling hier. Vor dem Büro des Sportkreises Region Kassel, durch dessen Fenster der 88-Jährige soeben auf die Terrasse oberhalb der Hessenkampfbahn gestiegen ist. Mit feierlicher Miene drückt ihm Heike Sokoll, die für das Sportabzeichen zuständige Inklusionsbeauftragte des Sportkreises, die Urkunde zu seiner 50. Auszeichnung in die Hand. „Was Sportler wie Hansgeorg Kling ausmacht, ist, wie strukturiert, engagiert und zielstrebig sie sind“, sagt Sokoll. „Mit dem Deutschen Sportabzeichen haben sie eine Möglichkeit gefunden, ihre ganz persönlichen sportlichen Leistungen jährlich festzuhalten.“
Für Kling hat das nun ein Ende. „Jetzt ist es gut“, erklärt er seine Serie lächelnd für abgeschlossen. Und schiebt hinterher: „Ich habe ein erfülltes Leben. Dazu gehören auch meine sportlichen Aktivitäten.“ Die lebt Kling ab jetzt anders aus.