Ein Weg der Harmonie Warum es im Aikido keine Wettkämpfe gibt

Saskia Scholz und Thomas Eichhorn vom Aikido-Verband Hessen e. V.    Bild: Jörg Scholz, Aikido-Verband Hessen e. V.
Saskia Scholz und Thomas Eichhorn vom Aikido-Verband Hessen e. V. Bild: Jörg Scholz, Aikido-Verband Hessen e. V.

Entdecke die faszinierende Welt des Aikidō, einer tiefgreifenden japanischen Kampfkunst

Aikidō, als vergleichsweise junge japanische Kampfkunst, wurde vor nicht einmal hundert Jahren von Morihei Ueshiba ins Leben gerufen. Inspiriert von seinen Erfahrungen in drei Kriegen und seiner tiefen Spiritualität, strebte Ueshiba danach, Aikidō zu einem Weg der Lebensführung zu entwickeln. Der Begriff Aikidō, erstmals 1941 verwendet, bedeutet wörtlich "der Weg, seinen Geist oder seine Energie harmonisch einzusetzen", zusammengesetzt aus den sinojapanischen Schriftzeichen 合 Ai für „Harmonie“, 氣 Ki für „Lebensenergie“ und 道 Dō für „Lebensweg“.

Wettkämpfe widersprächen dem spirituellen Wesen des Aikidō

Anders als in vielen anderen Kampfkünsten steht im Aikidō nicht das Streben danach, stärker, schneller oder härter zu sein, im Vordergrund. Der Fokus liegt vielmehr darauf, geistige und körperliche Energie in Übereinstimmung mit der aktuellen Situation einzusetzen, um schnellstmöglich Harmonie auch in Konfliktsituationen herzustellen. Aus diesem Grund werden im Aikidō keine Wettkämpfe ausgetragen, da es dem spirituellen Wesen des Aikidō widerspräche, sich zu messen oder nach Höchstleistungen zu streben.

Aikidōka sind keineswegs passiv, obwohl sie die Kraft des Gegners nutzen. Statt in einer defensiven Haltung zu verharren oder reflexartig zum Gegenangriff überzugehen, wählen sie aktiv den Weg, ihre eigene Energie zu lenken und die des Gegners zu führen. Durch die richtige Körperhaltung und Kommunikation nach Aikidō-Prinzipien können Übergriffe in Alltagsaggressionen oft vermieden werden. Sollte es dennoch zu einer physischen Attacke kommen, übernehmen Aikidōka die Kontrolle, leiten die Angriffsenergie nach den Prinzipien der Kunst und vermeiden es, den Gegner zu verletzen.

Wir gehen den Weg in Gemeinschaft

Das Aikidō übt eine inklusive Gemeinschaftspraxis aus, in der Frauen, Männer, nichtbinäre Menschen, Junge und Alte gemeinsam trainieren. Es existieren keine Gewichtsklassen, und Anfänger*innen üben gemeinsam mit hochgraduierten Aikidōka, wodurch beide Seiten voneinander lernen können. Aikidō wird nicht nur als Verteidigungstechnik betrachtet, sondern als ein Weg, sinnvoll und friedlich auf Aggression zu reagieren.

Durch das konstante physische Üben der Techniken internalisieren Aikidōka die Prinzipien des Aikidō psychisch und integrieren sie in ihr Alltagsverhalten. Aikidō wird somit nicht nur als reine Verteidigungstechnik betrachtet, sondern als ein sinnvoller und friedlicher Weg, auf Aggression zu reagieren. Selbst in hohem Alter und nach vielen Jahren auf dem Aikidō-Weg kann man sich stetig weiter vervollkommnen, denn im Aikidō endet das Lernen nie.

Miteinender statt gegeneinander

Das Fehlen von Wettkämpfen im Aikido schafft eine Atmosphäre ohne Konkurrenz, sowohl unter den Übenden als auch zwischen den Vereinen. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist der jährliche Bundeslehrgang des Deutschen Aikido-Bundes in Mörfelden-Walldorf, der seit einigen Jahren in gemeinsamer Kooperation von zwei hessischen Vereinen veranstaltet wird. Über einen Zeitraum von drei Tagen versammeln sich Aikidoka aus dem gesamten Bundesgebiet, um gemeinsam zu trainieren. Vier Trainingseinheiten mit insgesamt neun Stunden bieten die Gelegenheit mit Aikidoka anderer Vereine zu üben und Erfahrungen auszutauschen. Auf der Matte und beim gemeinsamen Abendessen vertiefen sich vereinsübergreifende Freundschaften. Sogar Gäste aus Frankreich nehmen regelmäßig teil, um ihre Freundschaft zu den hessischen Vereinen und den Aikidoka aus Deutschland zu pflegen.

Saskia & Jörg Scholz
Verantwortlich für diesen Inhalt: Aikido-Verband Hessen e.V.


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