Hessischer Bewegungscheck Kick off in Lauterbach

„School Sports are Coming Home”: Zur Auftaktveranstaltung des Bewegungs-Checks an den Grundschulen des Vogelsbergkreises pilgerten ganze Heerscharen prominenter Politiker, Vertreter aus Landesministerien, den Sportverbänden und der Schulaufsicht in die Geburtsstadt von Adolf Spieß, dem Vater des Schulsports und des Mädchenturnens in Deutschland und in der Schweiz. Großer Bahnhof also beim sogenannten „Kick off“ in der Schulturnhalle der Lauterbacher Eichbergschule, wobei der aus dem „American Football“ entlehnte Begriff keine körperliche Beeinträchtigung des Kindeswohls durch einen Fußtritt bedeutete, sondern im übertragenen Sinne den Ball für mehr Spaß an der Bewegung ins Spiel brachte.

Die zehn Redner der Veranstaltung unter Vorsitz des Sportkreisvorsitzenden Werner Eifert fassten sich kurz, sodass auch die Erwachsenen Gelegenheit hatten, die zwölf Übungen des Fitness-Tests für die Mädchen und Jungen des dritten Schuljahres einmal auszuprobieren. Die zunächst erwarteten zwei Minister der hessischen Landesregierung waren allerdings verhindert – durch eine Sondersitzung des Kabinetts in Wiesbaden, wie Michael Schaich, stellvertretender Abteilungsleiter im Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege, berichtete. Das Ministerium für Kultur, Bildung und Chancen vertrat Daniela Georgi. Die politische Ebene war vertreten durch die Landtagsabgeordneten Jennifer Gießler (CDU) und Maximilian Ziegler (SPD), der Landessportbund durch Vizepräsidentin Katja Köhler-Nachtnebel. Vom staatlichen Schulamt in Gießen waren der stellvertretende Leiter Volker Karger und Anja Hofmann gekommen, die Eichbergschule vertrat Konrektor Michael Schäfer, die Unfallkasse Hessen Oliver Mai. Landrat Dr. Jens Mischak, Erster Kreisbeigeordneter Patrick Krug, der Bürgermeister der Kreisstadt Lauterbach, Rainer-Hans Vollmöller, sowie Vertreter der Kreistagsfraktionen bekundeten das kommunale Interesse. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet vom Sportinstitut der Goethe-Universität Frankfurt: Diese Arbeit erläuterte Professor Christopher Heim. Hauptsponsor ist die Unfallkasse Hessen, repräsentiert von Oliver Mai, die an den Daten interessiert und zuständig für die Unfallversicherung der hessischen Schüler ist. Mai brachte es auf einen kurzen Nenner: je höher die sportliche Fitness, desto geringer fallen Unfallkosten an.

Der Vogelsbergkreis ist die achte Pilotregion für den Bewegungs-Check im Rahmen des Landesprogramm „Sportland Hessen bewegt“. Ausgangspunkt für diese Bestandsaufnahme in den Klassen des dritten Grundschuljahres der teilnehmen Schulen war die Erkenntnis, dass Bewegung Not tut. Drei Viertel der Schüler kommen laut Ministeriumsvertreter Schaich nicht einmal auf 60 Minuten Bewegung am Tag: „Der Bewegungsumfang nimmt ab“ – mit allen Folgen für Kondition und Beweglichkeit. Sport sei Teil des ganzheitlichen Bildungsauftrags und stärke auch Kompetenzen über die rein körperliche Fitness hinaus, ergänzte Daniela Georgi.

Ein verlässlicher Partner für den Schulsport ist seit jeher der Sportkreis Vogelsberg. Rund 20 ehrenamtliche Übungsleiter (darunter auch Kreisbewegungskoordinator Dominic Günther), allesamt erfahren zudem als Kampfrichter oder Sportabzeichen-Prüfer, haben in zwei Lehrgängen die notendige Qualifikation erworben, um die Grundschulen bei der Durchführung des anspruchsvollen Tests zu unterstützen. Zwölf Übungen sind zu absolvieren, vier davon mit Bällen (Werfen, Fangen, Prellen, Dribbeln), vier testen Kraft, Kondition und Schnelligkeit, vier weitere Koordination und Beweglichkeit vom Balancieren bis zum Purzelbaum. Auf der mit Lichtschranke ausgestatteten Sprintstrecke über 30 Meter mit fliegendem Start versuchte sich auch der Landrat, wobei die Eichberghalle für Erwachsene etwas zu kurz ist und nur wenig Anlauf und Auslauf bieten kann. Eine kraftvolle Wurftechnik auf eine knallrote Zielscheibe demonstrierte der Landtagsabgeordnete Ziegler.

Hauptsächlich war der Parcours ein Tummelplatz für die Schüler. Da zeigten manche Mädels den Jungen was eine Harke ist und brachen an der Sprossenwand beim Halten des eigenen Körpergewichtes alle Rekorde. Turnerin mit Wettkampf-Erfahrung? „Nein, ich tanze“, berichtete die junge Dame von ihrem Freizeitsport.

Der Test soll auch Spaß machen, berichteten die Entwickler des Checks. Die Daten liefern Grundlagen für weitere Programme und Entscheidungen. Auch die Eltern und der Sportlehrer sollen Hinweise für die Förderung ihrer Kinder erhalten. Und Appetit machen soll das Bewegungsprogramm für das Sportangebot der heimischen Vereine. „Der Weg zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft beginnt vielleicht hier“, meinte der stellvertretende Schulamts-Chef Karger. Da könne sicherlich das eine oder andere Talent entdeckt werden.

Und wenn es Defizite gibt? Die Daten werden anonymisiert weitergeleitet für das Gewinnen weiterer Erkenntnisse. Der Sportlehrer bekommt Auskunft über den Stand seiner Klasse, die Eltern über die Ergebnisse von Sohn oder Tochter. Eine Erkenntnis vieler Kommunalpolitiker war, dass es durchaus Zeit ist, sich selbst etwas mehr zu bewegen, da bietet sich beispielsweise das Training fürs Sportabzeichen an. Der Schulsport allein werde im Kampf gegen den Bewegungsmangel nicht ausreichen, lautete eine Botschaft der Veranstaltung.

Werner Stoepler
Verantwortlich für diesen Inhalt: Sportkreis Vogelsberg


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