Sportkreisausschuss Kindeswohl - Verankerung in den Vereinen
Der Sportkreis Main-Taunus e.V. hat in diesem Jahr ein starkes Signal gesetzt, indem er auf das Thema Kindeswohl im Sport einen Schwerpunkt gelegt hat. Zur Sitzung des Sportkreisausschusses begrüßte Sportkreisvorsitzender Hans Böhl mehr als vierzig Teilnehmende aus Vereinsvorständen, Verbänden und dem Sportkreis-Vorstand. „Das Wohl von Kindern muss stets im Mittelpunkt unseres Handelns stehen“, betonte Böhl. Das Kindeswohl umfasst neben der körperlichen Unversehrtheit auch seelisches Wohlbefinden, soziale Integration sowie die Entfaltung von Bildung und Fähigkeiten.
Prävention und Qualifikation im Fokus
Doreen Buse von der Sportjugend Hessen berichtete, dass das Kindeswohl-Team der Sportjugend Hessen die Vereine aktiv bei der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen unterstützt. Im Jahr 2024 wurden bereits 170 Qualifizierungen – sowohl in Präsenz als auch online – durchgeführt. Vereine können über die Seminarbausteine auch Kindeswohl-Basis-Qualifizierungen als Inhouse-Schulungen buchen.
Diese Präventionsmaßnahmen sind dringend notwendig, wie Ergebnisse des Forschungsprojekts „SicherImSport“ zeigen: Rund 70 % der befragten Sportler*innen in Hessen berichteten, im Sport mindestens einmal psychische, körperliche oder sexualisierte Gewalt oder Grenzverletzungen erlebt zu haben. Dabei sind Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer.
Bündnis „Safe Kids im Sport“ stärkt Schutzmaßnahmen
Sportkreis-Jugendwart Vinzent Weber informierte, dass der Sportkreis Main-Taunus dem Bündnis „Safe Kids im Sport“ beigetreten ist, um mit gutem Beispiel bei der Umsetzung der Mindeststandards für Kindeswohl voranzugehen. Weber betonte, dass Sportvereine sichere Orte für Kinder und Jugendliche sein müssen und es daher unerlässlich ist, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um potenzielle Gefährdungen frühzeitig zu erkennen und im besten Fall zu verhindern.
Der Sportkreis hat die Vereine in den letzten Monaten durch regelmäßige Informationen, Infoabende und individuelle Beratung unterstützt. Zukünftig wird die Einhaltung der Mindeststandards auch bei der Beantragung von Fördermitteln bei der Sportjugend Hessen und dem Kreisjugendring Main-Taunus und bei der lsb h-Personenbezuschussung verpflichtend sein.
Insbesondere Sebastian Exner von der SG Wildsachsen machte allen Anwesenden Mut zur Umsetzung dieses Thema im Verein. Er berichtete ausführlich, welche Schritte sie unternommen haben, Kindeswohl fest im Verein zu verankern.
Forderung nach mehr Qualifizierungsmöglichkeiten
Die Vereinsvertreter*innen sprachen den Wunsch aus, dass 2025 ausreichend Termine für Kindeswohl-Basis-Qualifizierungen zur Verfügung gestellt werden. Der Sportkreis wird sich dafür einsetzen, möglichst alle Personen, die im Sport mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, für den Umgang mit Kindeswohl-Fragen zu sensibilisieren und zu qualifizieren.
Unterstützung durch Fachstellen
Anne Vohmann von der Fachstelle gegen sexuelle Gewalt des Main-Taunus-Kreises berichtete aus ihrem Arbeitsalltag. Die Fachstelle bietet Beratung für Kinder, Jugendliche und ihre Bezugspersonen sowie Fachkräfte, die Verdachtsfälle melden oder Unterstützung beim Umgang mit Betroffenen benötigen. „Fremdtäter spielen eine untergeordnete Rolle – die meisten Täter kommen aus dem sozialen Umfeld der Kinder“, erklärte Vohmann und rief dazu auf, wachsam zu sein und Schutzmechanismen im Sport konsequent umzusetzen.
Sie betonte, dass Kinder, die von sexueller Gewalt betroffen sind, sich im Schnitt an sieben Personen wenden müssen, bevor gehandelt wird. Deshalb sei es von großer Bedeutung, dass Vereine Ansprechpersonen für das Kindeswohl benennen und qualifizieren. „Wenn ein Kind, Jugendlicher oder Übungsleiter etwas beobachtet, einen Verdacht hat oder selbst Opfer von Vernachlässigung, Misshandlung oder sexueller Gewalt wird, sollte die Ansprechperson die erste Anlaufstelle sein“, erklärte Vohmann. Diese Personen seien geschult, das Gesagte ernst zu nehmen, behutsam damit umzugehen und Kontakt zu den geeigneten Stellen aufzunehmen.
Gemeinsames Ziel: Schutz und Sicherheit
Mit einem breiten Maßnahmenpaket, starken Partnern und engagierten Vereinen setzt sich der Sportkreis Main-Taunus dafür ein, Kinder und Jugendliche im Sport besser zu schützen. Die Umsetzung der Mindeststandards und die Sensibilisierung aller Beteiligten sind zentrale Bausteine, um Sportvereine zu sicheren Orten zu machen. „Es ist unsere Aufgabe, jedes einzelne Kind zu schützen“, resümierte Böhl, „und deshalb dürfen wir nicht wegschauen sondern wir müssen alle die Augen offenhalten.“