Digitalisierung Online-Portal schafft neue Möglichkeiten

Der Landessportbund ist beim Thema Digitalisierung einen wichtigen Schritt vorangekommen.
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Der Landessportbund ist beim Thema Digitalisierung einen wichtigen Schritt vorangekommen.

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Die Digitalisierung im Landessportbund Hessen voranzutreiben, war einer der Aufträge, die Uwe Steuber bei seiner Wahl zum Vizepräsidenten mit auf den Weg bekam. Nun hat der 62 Jahre alte Korbacher bei seinem Projekt ein Etappenziel erreicht: Der lsb h schaltete kürzlich ein neues Onlineportal frei. Ein Meilenstein sei das, sagt Steuber, der auch Vorsitzender des Sportkreises Waldeck-Frankenberg ist, im Interview.

Der Landessportbund Hessen hat jüngst in einer Pressemitteilung sein neues Onlineportal gefeiert. Sie haben als das für die Digitalisierung zuständige Präsidiumsmitglied von einem „Quantensprung“ gesprochen. Warum?

Die Digitalisierung ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, sie hört in der Sportwelt nicht auf. Nachdem der Landkreis Waldeck-Frankenberg schon seit vielen Monaten die Sportförderanträge digital entgegennimmt, hat jetzt der Landessportbund nachgezogen, um den Vereinen, den Sportkreisen und demnächst auch den Verbänden die Arbeit leichter zu machen.

Das bedeutet?

Zunächst bedeutet es, dass die Mitarbeiterschaft im Landessportbund von bisher vielen Datenplattformen auf eine umzieht. Die Mitarbeiter sind dabei hoch motiviert. Zum Einstieg haben wir die Adressverwaltung umgestellt. Damit können Vereine, Verbände und Funktionäre besser und gezielter kontaktiert werden, die Angebote und Informationen passend platziert werden.

Die Kommunikation mit den Vereinen soll also komplett über diesen Kanal laufen?

Das ist der Plan. Wir haben ja erst vor wenigen Monaten angefangen und die Grunddaten wie Vereinsnummern, Anschriften, E-Mailadressen oder Telefonnummern erfasst – keine Kleinigkeit bei rund 7400 Vereinen. Weitere Anwendungsmodule werden folgen: Ab Herbst sollen die Mitgliedermeldung und -abrechnung über das Portal erfolgen.

Die sogenannte Bestandserhebung läuft dann komplett online?

Genau. Aber auch, ganz wichtig. Die Vereine können schon jetzt über das Portal Förderanträge stellen, sie sehen dabei sofort, wie viel Förderguthaben ihnen jeweils noch zusteht. Außerdem können sie die Übungsleiterentschädigung über das Portal abrechnen. Wir haben diese ja von einer stundengenauen Abrechnung auf ein Pauschalsystem vereinfacht. Damit fallen die ungeliebten Blaupausen weg, niemand muss mehr den Übungsleitern hinterherlaufen, um eine Unterschrift zu holen. Das alles ist, abgesehen von den Umstellungen beim Landessportbund selbst, was etwa Netzwerke oder Internetzugänge angeht, auch für die Fläche ein Meilenstein. Und dass bereits rund 2600 Vereine online gegangen sind und sich ihre Daten angeschaut haben, zeigt: Die Plattform wird angenommen.

Ist sie ein wirksamer Beitrag auch zur Entbürokratisierung, die die Vereine gefühlt seit Jahrzehnten anmahnen?

Ja. Dazu passt eine frische Information unserer Projektkoordinatorin Daniela Herrlich: Danach will der Hessische Tauchsportverband, zugegeben ein kleiner Fachverband, unsere Plattform nutzen, um seinen Mitgliedsvereinen die doppelte Meldung, einmal an den Verband, einmal an den LSBH, zu ersparen. Bei den großen Verbänden wird das schwierig, aber bei den kleinen wird das kommen. Auch das Sportamt der Stadt Frankfurt hat übrigens schon angefragt, ob man Daten auswerten könne. Wir stehen erst am Anfang und müssen schauen, dass wir das Projekt im Rahmen des Haushaltsbudgets des Landessportbunds finanzieren können.

Wie viel Geld ist dafür eingeplant?

Wir haben jährlich 300 000 Euro zur Verfügung. Damit müssen wir klarkommen, zumal ein weiteres Großprojekt, die Umstellung der Finanzbuchhaltung beim Landessportbund, ebenfalls gerade läuft. Wichtig für unsere Vereine aber ist, dass sie ihre Mitglieder online melden und ihre Förderanträge online stellen können.

Wenn wir das richtig verstehen, bekommen die Sportkreise über das Portal einfachen Zugriff auf die Daten ihre jeweiligen Mitgliedsvereine, gut 300 sind es in Waldeck-Frankenberg.

Genau, ein großer Vorteil. So können wir als Sportkreis helfen, wenn Vorsitzende mit einem Förderantrag nicht klarkommen sollten. Sie kommen dann mit ihren Daten einfach zu uns in die Geschäftsstelle. Der Sportkreis-Beauftragte Carsten Habermann erhält aber nicht nur automatisch Kenntnis über die gestellten Anträge, er sieht auch, welche Antragsverfahren abgebrochen wurden und kann da gezielt hinterhergehen. Ein weiteres Beispiel: Vereine, deren Freistellungsbescheid durch das Finanzamt ausläuft, bekommen über das neue Portal den Hinweis, dass sie die Freistellung neu beantragen müssen. Wir hoffen natürlich, dass die Vereine ihre Daten entsprechend pflegen, damit Landessportbund – und damit auch Sportkreise – jeweils die aktuellen Vorsitzenden erreichen.

Sehen Sie in der Möglichkeit, Förderanträge online zu stellen, die größte Verbesserung für die Vereine?

Im Moment springt dieser Vorteil am deutlichsten ins Auge. Innerhalb kurzer Zeit sind schon 130 Förderanträge online gestellt worden – dabei ist das Portal erst seit Anfang Juli offen. So viele waren es in so kurzer Zeit noch nie.

Besteht eigentlich immer noch Bedarf, die Klubs über Fördermöglichkeiten aufzuklären?

Gerade kleine Vereine kennen oft ihren Anspruch gar nicht und stellen selten oder nie einen Antrag. Indem der Sportkreis nun einen Überblick erhält. welche Vereine wie oft, wann und in welcher Höhe Geld vom Landessportbund bekommen haben, können wir die Vereine gezielt anschreiben, die noch nie eine Förderung erhalten haben. Das funktioniert ganz einfach mithilfe eines Filters.

Für die Vereine ist das Hessische Sportministerium in Sachen Förderung mindestens eine ebenso wichtige Adresse wie der lsb h. Ist eine Verzahnung der Antragsverfahren denkbar? Im Moment sind das ja noch zwei Kanäle.

Tatsächlich sind es sogar vier Kanäle, über die die Vereine Anträge stellen: bei Städten und Gemeinden, Landkreis, Landessportbund, Sportministerium. Der Landkreis nutzt die Digitalisierungsplattform Civento. Sie steht mittlerweile allen hessischen Kommunen zur Verfügung. Ich kann mir vorstellen, dass wir vom Sportkreis dazu mal eine Informationsveranstaltung anberaumen mit dem Ziel, diese Schienen Landkreis und Städte auf der Civento-Plattform zusammenzuführen – ich bin ja auch beruflich mit dem Thema befasst.

Vereine, die Geld von ihrer Stadt und vom Landkreis haben möchten, müssten dann nur noch einen Antragsweg beschreiten.

Das ist das erste Ziel. Das nächste wäre, auch das Land dazu zu schalten – es nutzt ja ebenfalls Civento. Ob man auch den Landessportbund einbinden könnte, muss man sehen. Dann könnten die Vereine mit ihrem Förderantrag auf einen Schlag alle Förderer erreichen. Ein großes Ziel. Ein anderes wäre, aber das hat nichts mit der Digitalisierung zu tun, dass die Vereine mit Antragstellung ihre Baumaßnahmen gleich beginnen können.

Da stellt sich das Land bisher quer?

In aller Regel erlauben das die Städte und Gemeinde sowie der Landkreis; der Landessportbund ohnehin. Das große Ziel ist, auch das Land Hessen zum Umdenken zu bewegen, damit die motivierten Vereine jeweils schnellstmöglich loslegen können. Ich glaube übrigens, dass die Digitalisierung auch Effekte für die Gewinnung jüngerer Vorstandsmitglieder hat.

Wie das?

Für Jüngere ist der Umgang mit digitalen Medien selbstverständlich. Vielleicht kann man einzelne leichter zur Vorstandsarbeit motivieren, weil sie sich weniger mit dem klassischen Papierkram herumschlagen müssen, sondern die Dinge online erledigen können. Zum Gesamtpaket gehört auch, dass die Social-Media-Kanäle viel stärker genutzt werden.

Diesen Weg geht ja auch der Sportkreis Waldeck-Frankenberg, der seit einiger Zeit mit einer Online-Marketingagentur zusammenarbeitet.

Genau, auch wir haben unsere Social-Media-Aktivitäten deutlich gepusht.

Datensicherheit ist immer ein Thema: Mit welchem IT-Dienstleister arbeitet der Landessportbund zusammen?

Nach umfangreichen Recherchen haben wir den IT-Dienstleister Adesso mit Hauptsitz in Dortmund ausgesucht. Er ist einer der Marktführer. Er betreut zahlreiche Fußball-Bundesligisten und auch etwa den Deutschen Tennis-Bund. Das Unternehmen wollte einen Landessportbund zu seinen Kunden zählen und hat das wirtschaftlichste Angebot gemacht. Ich bin mir sicher, dass die Datensicherheit durch Adesso gewährleistet ist und die europäischen Datenschutzrichtlinien sowieso so eingehalten werden.

Gerhard Menkel
Verantwortlich für diesen Inhalt: Landessportbund


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